Inklusionspreis in der Kategorie Bildung und Erziehung geht an das BBZ Münnerstadt
„In einer Zeit, in der oft über Unterschiede, Grenzen und Barrieren gesprochen wird, hat sich das BBZ Münnerstadt entschieden, Brücken zu bauen“, so Bezirkstagspräsident Stefan Funk in seiner Laudatio am Montag (17. November 2025) bei der Verleihung des Inklusionspreises in der Kategorie „Bildung und Erziehung“. „Brücken zwischen Menschen mit und ohne Förderbedarf, zwischen Regelberufsfachschule und sonderpädagogischer Förderung, zwischen Lernen und Leben“, so Funk weiter.
Seit dem Schuljahr 2021/2022 läuft das Projekt „Berufsfachschule inklusiv – BFS inklusiv“ im BBZ Münnerstadt. Es wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus als Schulversuch initiiert und umfasst derzeit 38 Schüler mit Behinderung, die gemeinsam mit ihren Mitschülern ohne Förderbedarf lernen, arbeiten und sich entwickeln.
„Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, sagte Schulleiter Georg Gißler bei der Vorstellung des Projekts. Im BBZ sei Inklusion kein Neuland gewesen und es hätten sich engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule für den Schulversuch gefunden. Der Unterricht werde lernzieldifferent gestaltet, das heißt, die Inhalte und Ziele werden an die persönlichen Kompetenzen und Lernstände der Schüler angepasst. Insbesondere konnte die hohe Abbruchquote gesenkt werden, die Schülerinnen und Schüler hätten keinen Notendruck und viel Zeit für individuelle Fragen oder Probleme.
Das Ziel dieses Projekts ist klar: Menschen mit Lern- oder geistiger Behinderung sollen die Möglichkeit haben, an einer Regelberufsfachschule Kompetenzen zu erwerben – und zwar in einem inklusiven, gleichberechtigten Lernumfeld. Denn Bildung darf kein Privileg sein, sondern ist ein Menschenrecht. Die Ausbildungszweige Ernährung und Versorgung sowie Sozialpflege bieten dafür ideale Voraussetzungen. Hier können junge Menschen Fähigkeiten erwerben, die ihnen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen – sei es im Haushalt, in der Betreuung oder in der Pflege. Auf lebendige Weise wurde dies durch Berichte von Absolventinnen untermalt. Diese zeigten ihren ganz persönlichen Entwicklungsweg im Projekt BFS inklusiv auf.
Mit dem Preisgeld von 2500 € vom Bezirk Unterfranken möchte das BBZ weiteres Lern- und Unterrichtsmaterial anschaffen, das speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Förderbedarf zugeschnitten ist. So können sie die lernzieldifferente Gestaltung Ihres Unterrichts weiterentwickeln und den inklusiven Gedanken auch in der Praxis weiter stärken.
Landrat von Bad Kissingen Thomas Bold dankte dem Bezirk Unterfranken, dass er das Thema Inklusion mit dem Preis an die Öffentlichkeit bringe. Es beschrieb den besonderen Geist der Schule und der Schulfamilie. Die Gesellschaft profitiere insgesamt von diesem Projekt. Rudolf Hoffmann, Geschäftsführer der Caritas-Schulen, hob hervor, dass die Schülerinnen und Schüler eine Perspektive im ersten Arbeitsmarkt bekämen und Teilhabe und Selbstständigkeit erfahren. Landkreis und Caritas haben in gemeinsamer Trägerschaft den modernen Schulbau gefördert, der barrierefrei gestaltet ist.
Das Projekt hat Leuchtturmcharakter. Es inspiriert auch andere Bildungseinrichtungen, eigene inklusive Wege zu gehen. So sind bereits neue Kooperationen entstanden, etwa mit dem Dominikus-Ringeisen-Werk Maria Bildhausen, wo Zertifikatslehrgänge für Menschen mit Behinderung entwickelt werden, die ihnen neue Perspektiven in Ausbildung und Arbeit eröffnen.
Bezirkstagspräsident Stefan Funk und Landrat Thomas Bold (Bad Kissingen) mit Rudolf Hoffmann, Geschäftsführer der Caritas-Schulen, und Schulleiter Georg Gißler und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Preisverleihung, den Jurymitgliedern und Absolventinnen aus dem Inklusionsprojekt. (Foto: Jacob)
Impressionen von der Festveranstaltung. Fotos Claus Berger/BBZ